Ein paar Einblicke in das Innere der Räucherszene
Da ich in den letzten Tagen wegen der neuen Rechtslage viel unterwegs war und mit diversen Händlern gesprochen habe, möchte ich die Gunst der Stunde nutzen um etwas mehr Transparenz in die Szene zu bringen. Mittlerweile sind einige Teile der Szene derart vernetzt das es für viele den Eindruck erweckt das eine große Anzahl von Shops ein und derselben Firma gehört. In der Vergangenheit waren Händler die Kooperationen in solchen Netzwerken eingegangen sind ganz froh über solche Annahmen weil ein hoher Bekanntheitsgrad in der Szene ein Garant für ungebetene Besuche war. Die neue Situation erlaubt es mir mit dem Einverständnis der Betroffenen wesentlich freier über diverse Onlineshops, die von Interesse sein könnten, zu berichten.
Wie alles begann
Nach dem Verbot der Räuchermischung Spice kamen rasch zahlreiche Nachfolger auf den Markt die eigentlich legal waren. Dennoch haben die Behörden zwischen 2008 und 2014 mit unzähligen Razzien und Hausdurchsuchungen auf Kräutermischungen reagiert. Viele Online-Händler sind daraufhin entweder abgetaucht, ins Ausland geflüchtet oder haben ihren Shop verkauft.
Gerade zwischen 2011 und 2012 trieben sich einige dubiose Geschäftsleute herum die nicht wenige Händler abgezogen haben. So wurde Deutschen Händlern angeboten den Versand aus Holland zu koordinieren, aber sobald die Kundendaten übertragen waren, wurde jede Zusammenarbeit beendet. Ein weiteres Phänomen ist die Nutzung von Dienstleistern. Einige Händler haben auf virtuelle Büroservices zurückgegriffen um den Standort ihres Geschäftes zu verlegen. Diese Dienstleiter bieten nicht nur an das man den Firmensitz in einer Stadt wie Berlin oder Hamburg melden kann, sondern auch telefonische Kundenbetreuung, Postverwaltung, Fax, Email und alles was sonst noch zu einer virtuellen Firma gehört. Auf diese Art konnte es passieren das mehrere Shops ein und dieselbe Adresse oder sogar Rücksendeadresse hatten obwohl sie unter Umständen in Wirklichkeit in verschiedenen Ländern ihren Standort hatten.
Einder der größten Anbieter von virtuellen Büro Services ist Regus: http://www.regus.de aber auch ebuero und diverse andere Anbieter sind gut im Geschäft. Sehr erfolgreich sind auch neue Konzepte wie bei friendsfactory.de
In den Grenzgebieten ist es aber auch zur direkten Zusammenarbeit zwischen einigen Shops und Versanddienstleistern gekommen die sich auf EU spezifische Handelsvorteile spezialisiert haben. Betroffen davon waren schon immer unter anderem Nahrungsergänzungsmittel, Pharmaprodukte und seit kurzem auch Eliquids und Räuchermischungen. Genau wie bei “virtual office-Dienstleistern“ bieten diese ein breites Spektrum von der Kundenverwaltung bis hin zum Versanddienst. Da die großen Logistiker wie GLS, DPD oder DHL in Grenznähe auch Versand zu innerdeutschen Konditionen bieten, haben sich zahlreiche Online-Händler und Dienstleister auf relativ kleinem Raum niedergelassen. Fast alle Online-Smartshops und Headshops die Räuchermischungen nach Deutschland liefern haben sich in den folgenden Städten niedergelassen: Emmen, Enschede, Nijmegen,Venlo, Roermond und Heerlen.
In diesen Städten gab es oder gibt es Versanddienstleister die sich einen Namen gemacht haben und für zahlreiche große Shops versenden. Smokeworld hat ab 2012 ebenfalls auf einen Dienstleister für den Versand zurückgegriffen und bisher nach eigenen Angaben ausschließlich gute Erfahrungen gemacht.
Urteil des EuGH
Durch die neue Rechtslage nach dem EuGH Urteil, dürfte sich die Szene nun erneut wandeln. Der Firmensitz ist nun nicht mehr entscheidend und ein Versand kann theoretisch auch innerhalb Deutschlands erfolgen da der Handel mit Räuchermischungen nicht unter das Arzneimittelgesetz fällt.
Auf die Hintergründe von Smokeworld werde ich in einem der nächsten Posts noch genauer eingehen, zumal es zu Verwechslungen kam die relativ leicht aufzuklären sind da die Händler mit denen Smokeworld verwechselt wurde derzeit vor Gericht stehen. Vor einigen Jahren hat Smokeworld den selben Versanddienstleister genutzt wie die nun Angeklagten. So ist es zu der Verwechslung gekommen, und an Hand dieses Falles denke ich kann jeder die Verflechtungen in der Legal Highs Szene etwas besser verstehen und muss sich keine obskuren Geschichten ausdenken. Die Wahrheit ist obskur und verrückt genug als das man da noch was dazu erfinden müsste.
Aber dazu mehr in einem weiteren Post.
Autor: Ultrakon